Was hat es mit FIRE auf sich und warum muss die finanzielle Unabhängigkeit nicht immer das beste Ziel sein?
Sicher wären wir alle gerne finanziell unabhängig. Wir würden gerne von dem Geld leben, das wir haben und es soll nie zu Ende gehen. Das ist ein schöner Traum, den nur wenige erreichen. Einige haben Glück, die anderen bringen Opfer, die vielleicht nicht jeder bringen will.
Vor ein paar Jahren, vielleicht aber schon viel früher und dank fehlendem Internet nicht so beachtet, kam FIRE auf. Financial Independence, Retire early. Wohl aus den USA schwappte die FIRE-Welle zu uns. Dort gibt es eine große Community, die sich dieses Prinzip zur Lebensaufgabe gemacht hat. Finanzielle Unabhängigkeit und ein möglichst früher Ruhestand. Hier kommen Teile aus dem Kapitel über die Rente und die Versorgungslücke zurück, dort habe ich so etwas kurz schon mal erwähnt.
Doch was ist Finanzielle Unabhängigkeit. Du hast einen bestimmten Betrag, den Du monatlich zum Leben brauchst. Nehmen wir hier fiktive 2000 Euro. Stehen Dir diese jeden Monat zur Verfügung, ohne dass Du Arbeiten gehen müsstest und ohne dass Du dafür von anderen Abhängig bist, dann bist Du finanziell unabhängig. Aber auch nur, wenn Du sicher bist, dass Dir dieses Geld bis zu Deinem Lebensende zur Verfügung steht.
Einige gehen vom 25fachen Jahresverbrauch aus. Das ist im Prinzip möglich, doch dann muss das Geld, also die 25fachen Jahresausgaben, auf dem Konto liegen. Oder eher investiert sein. Denn es muss Geld verdienen, um weiter den Standard der 25fachen Ausgaben zu halten. Ich gehe hier also lieber mal davon aus, dass ich einfach mit dem vorhandenem Geld bis zum Lebensende planen kann.
Nehmen wir an, Du bist 40 Jahre alt und wirst 100. Dann bräuchtest Du 12 x 60 x 2000 Euro. Aufgerundet sind das 1,5 Mio. Euro. Hast Du die auf einem Konto liegen, dann bist Du finanziell unabhängig. Dann kannst Du in den Ruhestand gehen. Dann darf allerdings nichts passieren, was Dein Geld auffrisst. Aber das ist ein anderes Thema. In der Theorie hast Du für Dich den Status FIRE erreicht.

Willst Du Dich darauf zuarbeiten, bist 40 Jahre alt, hast 50.000 Euro auf dem Konto und willst mit 50 in den Ruhestand gehen, dann sieht es ganz anders aus. Für die letzten 50 Jahre brauchst Du noch zusätzliche 1,2 Mio. Euro. Dir fehlen also 1,15 Mio. Du müsstest also die nächsten 10 Jahre nur 10.000 Euro, gerundet, pro Monat zur Seite legen, damit Du frühzeitig zu Deinem Ziel in Ruhestand gehen kannst. Das ist recht unwahrscheinlich. Und deswegen solltest Du Dir überlegen, ob dieser Status, so schön er klingt, überhaupt wünschenswert für Dich ist.
Es gibt Menschen, die bringen jedes Opfer, um jeden Cent zu sparen. Diese leben sehr frugal und gönnen sich nur das nötigste. Sicher landet da viel Geld für später auf der Seite. Und wer sein erspartes Geld gut anlegt und Erträge immer weiter anlegt, Stichwort Zinseszins, kann es mehr oder weniger schnell schaffen, Unabhängig zu werden. Die Frage zum Ende: Wo bleibt da der Spaß am Leben?