Gleich vorab, ich kann hier keine direkten Empfehlungen aussprechen. Ich kann nur die Richtung weisen, in die es gehen kann. Am Ende ist es Deine Entscheidung, die Du triffst.
Die hauptsächliche Frage, die Du Dir stellen musst, ist die Anlagedauer. Zuerst gilt zu klären, wann Du das Geld wieder brauchst, das Dir jetzt zur Verfügung steht. Vielleicht hast Du das Geld angespart, um damit den nächsten großen Urlaub, das neue Auto oder vielleicht ein mal eine Wohnung zu finanzieren. Dann sollte es ziemlich sicher liegen. Jedes Risiko, weniger zu haben, wenn Du es brauchst, sollte minimiert werden. Hierfür bietet sich ein Tagesgeld-Konto an. Das bietet zwar nicht so viele oder auch gar keine Zinsen, es besteht aber auch kein Risiko eines Verlustes. Du kannst jederzeit auf das Geld zugreifen, wenn Du es brauchst. Am Besten suchst Du Dir eine Direktbank, bei uns ist es z.B. die ING* und die DKB*, die ein kostenloses Tagesgeld-Konto anbietet. In weit übertragenem Sinn kommt hier uns Bild vom Sparschwein als passend auf. Früher war es auch das Sparbuch, aber so ein Tagesgeld-Konto ist einfach praktischer.

Bist Du sicher, dass Du das Geld ein paar Jahre nicht brauchst, bietet sich auch ein Festgeld-Konto an. Hier sind die Zinsen höher, weil Du während der vereinbarten Laufzeit, meistens im Bereich von ein bis fünf Jahre, nicht mehr an das Geld kommt. Es ist nicht viel, was hier an Zinsen rein kommt, aber besser als nichts. Einige Banken bieten zwar eine vorzeitige Auszahlung an, meist ist dies aber mit Kosten verbunden und nicht empfehlenswert. Auch die Zinsen sind dann meistens weg.
Bei den aktuellen Zinssätzen sind beide Konten nur geeignet, um das Geld über einen überschaubaren Zeitraum sicher zu parken. Die Zinssätze, die Banken mit einer deutschen oder europäischen Einlagensicherung bieten, darauf solltest Du achten, liegen in der Regel unter der Inflationsrate. Die liegt im Moment um die 1,7% (Stand Ende März 2021, Quelle: Statista). So viel Zinsen sind nicht drin. Auch langfristig ist nicht davon auszugehen, dass die Zinssätze in diesen Bereich kommen werden. Dein Geld ist, was die Kaufkraft angeht, danach einfach weniger Wert. Es wird sozusagen aufgefressen. Anders gesagt: 1.000 Euro bleiben 1.000 Euro, Du bekommst aber weniger dafür.
Die Inflationsrate gilt es zu schlagen. Und hier kommen Anlageformen ins Spiel, die ein höheres Risiko mit sich bringen, aber auch eine höhere Rendite bieten. Über einen langen Zeitraum, zehn Jahre und mehr, boten die Aktienmärkte immer eine deutlich höhere Rendite pro Jahr, als die Inflation verschlungen hat.
Dabei meine ich allerdings nicht Einzelaktien. Das kannst Du machen, wenn Du das passende Geld über hast und hier gut diversifizieren kannst. Nur einen einzelnen Wert, als Beispiel kann die ehemalige Volksaktie Telekom dienen, zu kaufen, ist ein blöde Idee. Doch bei einem breit gestreuten Portfolio sinkt das Risiko. Du hast Geld, das Du die nächsten zehn oder mehr Jahre nicht brauchst. Zum Beispiel soll es Deine Altersvorsorge sein. Dann empfehle ich breit gestreute Indexfonds. Günstig in den Kosten sind hier sogenannte ETFs, exchange traded funds. Ein weiteres Stichwort, welches Du Dir schon mal merken kannst, ist MSCI World bzw. All World.
Ein Index bzw. der darauf aufbauende Fond enthält nicht nur eine, sondern gleich viele Aktienanteile von vielen Firmen. Bei uns in Deutschland kennt man den DAX, in dem 30 Unternehmen stecken. Im MSCI World sind es gleich, je nach Aufstellung von 1600 Unternehmen aus 23 Industrienationen bis zu 3900 Unternehmen aus 50 Nationen. Damit ist sichergestellt, dass die Einlagen breit gestreut sind und das Risiko minimiert wird. Entwickelt sich ein Wert in diesem Korb schlecht, fangen das die anderen auf. Und geht mal ein Unternehmen in die Insolvenz, fällt das bei dem geringen Anteil, der oft im sehr niedrigen Prozentbereich liegt, nicht auf.
Mein Empfehlung ist eine Investition in einen ETF, welcher sich auf den MSCI World bezieht und recht günstige Verwaltungskosten hat. Diese liegen in der Regel bei 0,2% bis 0,4%, teilweise sogar darunter. Varianten gibt es viele. Darunter dann auch Namenszusätze wie Smart, Growth, Value, Beta… Lass Dich nicht blenden und fange erst mal klein mit einem schnöden einfachen, breit gestreuten MSCI World an.
Dann gilt es noch zu wählen, ob es ein Ausschütter oder ein Thesaurierer sein soll. Der Unterschied: Thesaurierer legen Dividenden der Firmen, die über den Fonds auf Dein Konto gelangt wären, gleich wieder in den ETF an. Ausschütter zahlen sie Dir auf Dein Verrechnungskonto aus. Schlaue Füchse versuchen nun, anhand von Steuerprognosen auszurechnen, was günstiger ist. Doch wer weiss schon, wie die in zehn Jahre versteuert werden. Ich würde erst mal ein Ausschütter wählen. Denn wenn regelmässig Geld aufs Konto zurück kommt, wirkt das wie eine Belohnung. Und selbst wieder anlegen kannst Du es auch so.
Der Nachteil am selbst wieder anlegen sind natürlich die Transaktionskosten. Die fallen weg, wenn der Ertrag automatisch wieder angelegt wird. Auch kann es passieren, dass Du das ausgeschüttete Geld dann lieber verbrauchst. Das kannst Du gerne machen, doch langfristig hast Du dann eben weniger.
Empfehlenswert ist auch ein Sparplan. Den gibt es bei einigen Banken sogar kostenlos oder günstiger, als bei Einzelkäufen. Damit wandert dann automatisch ein Betrag monatlich auf den ETF.
So ein Indexfond kann auch Verluste einfahren. 2008 lag er mit gut 40% im Minus. 2003 allerdings mit 33% im Plus. Hier hilft nur, Ruhe zu bewahren. Wie schon gesagt, ich rede hier über einen Anlagehorizont von über zehn Jahren. In Panik ausbrechen und bei Verlusten alles verkaufen hilft nicht. Wer hier gar nicht auf sein Depot schaut oder gute Nerven hat, kann nach aktuellem Stand langfristig rund 8% im Jahr an Rendite einfahren. Das klingt doch nach einem guten Investment. Selbst Konservative rechnen mit 4% pro Jahr. Im Schnitt.

Ich habe das mal ausgerechnet. Mit einem Beispiel, welches aber doch recht nah an verfügbaren ETFs ist.
Wir nehmen an, Du richtest einen Sparplan ein, der jeden Monat 100 Euro in einem ETF investiert. Der jährliche Wertzuwachs liegt bei durchschnittlichen 4% und die Auszahlung bei durchschnittlichen 2%. Der TER, also die Verwaltungsgebühr bei 0,2% pro Jahr. Und die Laufzeit sind 30 Jahre.
Du zahlst 36.000 Euro über die Laufzeit ein. Lässt Du Dir die Erträge ausschütten, hast Du mit Erträgen und Wertzuwachs am Ende insgesamt 66.740 Euro.
Im Gegensatz dazu lassen wir den thesaurierenden ETF die Erträge automatisch wieder anlegen. Der Endstand liegt dann bei 95.515 Euro. Das ist ein riesiger Unterschied. Man nennt das Zinseszins.
Es gibt noch das Gegenstück zum oben erwähnten MSCI World. Den MSCI Emerging Markets. Dieser Index fasst Aktienmärkte aus Schwellenländern zusammen. Meine Empfehlung, so Du etwas mehr Geld auf der hohen Kante liegen hast, solltest Du einen Teil in diesen Index, ebenfalls über einen ETF, investieren. Auch hier liegen die Renditen langfristig bei 6 bis 8 %. Hier ist das Risiko, zeitweilige Verluste durch sinkende Kurse zu haben, zwar größer, langfristig, wenn Du die Nerven behältst, ist die Rendite aber höher.
Um in ETFs zu investieren brauchst Du ein Aktiendepot. Viele Direktbanken bieten kostenlose Depots an. Du zahlst lediglich eine Gebühr beim Kauf oder Verkauf von Aktien, Fonds, ETFs und anderen Wertpapieren. Diese variieren von Anbieter zu Anbieter. Manche Banken bieten Sparpläne an, bei denen monatlich ein bestimmter Betrag für Dich automatisch investiert wird. Manche haben auch Angebote, oft zeitlich befristet, bei denen Du in ETFs bestimmter Anbieter gebührenfrei investieren kannst. Jetzt kannst Du hier natürlich regelmäßig die Bank wechseln, versuchen Gebühren zu sparen und ausknobeln, welche Konstellation wann die günstigste ist. Mein Tipp: suche Dir eine Bank, die Dir zusagt, und bleibe dabei. Ständiges Wechseln, wie es viele auch beim Strom und Internet machen, kann ein paar Cent sparen, bringt aber viel Arbeit mit sich und ist die Anstrengung oft nicht wert.
Zuletzt, ich habe es schon erwähnt, bringt diese Form der Investition auch Risiken mit sich. Kursverluste können Dein Depot ins Minus ziehen und negative Renditen mit sich bringen. Da hilft es nur Nerven zu bewahren, auch das sagte ich bereits, und nicht panisch zu reagieren. Langfristig war es bisher immer eine positive Rendite, die Indexfonds mit sich brachten. Selbst bei einem großen Börsencrash ist davon auszugehen, dass sich der Markt wieder erholt. Denn in den Fonds stecken Anteile von Firmen und damit richtige Vermögenswerte.
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